Great Britain Tour 2004!

KMVC
13. - 17. Mai 2004

Last update: 26. Dezember 2007.

Dass Kontinentaleuropäer nach England reisen ist nichts Neues. Wenn sie ihren englischen Klassiker mit auf die Insel nehmen, ist das verständlich. Was treibt aber uns österreichische Alpenbewohner mit unseren dazugehörigen Fahrzeugen dorthin? Die Antwort ist ganz einfach: das Erleben der Unterschiede. Linksverkehr, Roundabouts, Küsten, Pubs, Mint sauce, gekochte Steaks, britische Höflichkeit, all das wollten wir erfahren.
Angefangen hat es bei Wirtshausplaudereien. Hier fasste man den Entschluss, nachdem schon viele Teile Europas von uns bereist wurden, eine Ausfahrt der besonderen Art zu organisieren. Aber wie geht man vor?
Die Struktur eines solchen Organisationsablaufes beginnt mit der Festsetzung des Datums. Anschließend wurde der Flug gebucht, der Transport der Fahrzeuge fixiert, Sehenswürdigkeiten ausgewählt, die Route auf diese abgestimmt, die Hotels ausgewählt und gebucht, Unterlagen zusammengestellt, Unterstützung durch Sponsoren gesucht, Teilnehmerbekleidung sticken lassen, Infoabend veranstalten....... Es vergehen viele duzende Stunden, bis alles unter Dach und Fach ist und bis man sich zurücklehnen kann und nur mehr auf die Abreise warten muss.
Drei Tage vor unserem Abflug mussten die Fahrzeuge auf den Autotransporter verladen werden, um rechtzeitig bei unserer Ankunft in London zu sein. Erster Verladetermin war in Graz, der zweite in Klagenfurt. Gleich nach dem Verladen, kamen auch schon die ersten Schaulustigen, um den Truck mit der besonderen Fracht zu fotografieren.
Am 13. Mai 2004 war es dann soweit. Treffpunkt Flughafen Klagenfurt. Alle erschienen pünktlich zum Einchecken. Mit zehnminütiger Verspätung, hoben wir dann Richtung Insel ab. Nach dichtester Bewölkung beim Start in Klagenfurt, lösten sich diese auf halber Flugstrecke unter uns auf – ein Prachtwetter erwartete uns und so sollte es auch alle fünf Tage bleiben. In London gelandet, rief ich gleich unseren Transportmann an, um die Entladungsstelle zu fixieren. Gut eineinhalb Kilometer mussten wir zu Fuß gehen, um unsere Pucherln am Straßenrand zu übernehmen. Ladearbeiten am Straßenrand ist in England, auch wenn die Straße noch so breit ist, verboten. Daher war auch Eile angesagt. Nachdem das letzte Fahrzeug den LKW verließ, tauchte die „Police“ auf. Ich gab mich als Verantwortlicher zu erkennen und bat noch um zwei Minuten - dann wären wir ohnehin weg – „NOW“ – hallte es aus dem Mund einer der beiden Polizisten. War das die britische Höflichkeit, oder war es schon höflich genug, dass wir kein Strafmandat verpasst bekommen haben? Egal. Passiert ist nichts und so versuchten wir uns in die richtige Richtung zu drehen – drei aneinander gehängte „Roundabouts“ – und das ganze (für uns) auf der falschen Seite. Meine Frau rief immer „Links, links....“, oder „Bleib im Kreis bis wir uns auskennen“. Dass mit den Kreisverkehren in England hatte ich schon gehört, aber dass auf ca. 1.200 km, die wir zurücklegen werden, nur ca. 10 % normale Kreuzungen sind (abgesehen von den Städten), hätte ich bezweifelt. Nach ca. 70 km erreichten wir unser Hotel in Southend on Sea. Nach diesen wenigen Kilometern, hatten wir bereits erste, positive Eindrücke über das so andere Land gesammelt. Alles war so wie man es sich vorgestellt hatte. Den Abend verbrachten wir im „Esplanade“, wo wir über eine Empfehlung von unserem Wiener Puchfreund und Englandexperte Friedrich „Gamsi“ Gamsjäger ausgezeichnet gespeist hatten – typisch englisch, aber gut.
Am nächsten Tag standen ca. 350 km, nebst Sehenswürdigkeiten und Picknick auf dem Programm. Um 9.00 Uhr war Abfahrt. Über Corringham, Dartfort und Rochester ging es nach Canterburry. Dort wurde natürlich eine längere Pause eingelegt, um die Kathedrale, Altstadt und sonstige Sehenswürdigkeiten bewundern zu können. Wie wir auf unserer weiteren Reise noch erkennen werden, sind die Briten nicht zimperlich beim Nehmen. Die Eintritte in diverse Museen, oder Kultstätten lassen sie sich dort ordentlich bezahlen. Ein weiterer Zwischenstopp, fast ein Muss, ist das hübsche Örtchen Rye. Bei den meisten Kalenderfotos, welche eine typische, englische, historische Altstadt zeigen, handelt es sich um Bilder aus Rye. Von dort aus ging die Fahrt der Küste entlang über Hastings weiter bis Eastborne, wo zwischen dem berühmten Leuchtturm am „Beachy Head“ und den weißen Felsen der „Seven Sisters“, mit traumhaftem Ausblick gepicknickt werden sollte. Gepicknickt haben wir – gesehen haben wir fast nichts. Bei herrlichstem Wetter landeinwärts, hatten wir dichtesten Nebel an der Küste. Trotzdem ließen wir uns unsere gute Laune nicht verderben und packten Picknickkorb und die jüngeren von uns die dazugehörige Decke aus. Die etwas „betagteren“ Teilnehmer hatten sich Klappsessel mitgenommen. Nachdem sich alle gelabt hatten, fuhren wir weiter Richtung Brighton, zu unserem nächsten Hotel – natürlich wieder bei Sonnenschein und klarer Sicht. In Brighton angekommen, bemerkte man diese Noblesse, die diese Ortschaft, besser gesagt, diese Stadt (ca. 160.000 Einwohner) ausstrahlt. Vorbei am imposanten Brighton Pier, der heute ein riesiges Freizeitzentrum ist und an diesen Prunkbauten, in denen die Adeligen ihren Sommerurlaub verbrachten. Auch König George IV ließ nach seinem ersten Besuch in Brighton einen Palast für seine Sommerurlaube bauen – eine Mischung aus indischen und chinesischen Baustilen – der Royal Pavillon. Nicht umsonst wir Brighton auch „London by the Sea“ genannt. Nach dem einchecken im Hotel, verbrachte man noch einen geselligen Abend in einem nahegelegenen Pub.
Am Tag drei hatten wir ca. 320 km zu absolvieren. Der kulturelle Höhepunkt an diesem Tag waren die „Steine“ von Stonehenge und der „Kulinarische“, ein Picknick im New Forrest, in der Gegend von Lyndhurst und Beaulieu. Eine wunderschöne Gegend, die weniger von Wäldern geprägt ist (das Gegenteil würde man sich, dem Namen nach, vorstellen), sondern eine kilometerweite Gras- bzw. Buschlandschaft und jeder Menge Wildpferde. Ein böser Zwischenfall ließ uns den Atem anhalten. Am Wagen von Gottfried Maurer löste sich das linke Hinterrad. Zum Glück das Linke (zur Erinnerung es gilt Linksverkehr) und zum Glück in dieser weiten Graslandschaft, sodass niemand zu Schaden kam. Die Bremstrommel hatte einiges abbekommen, aber nichts an Funktionstüchtigkeit eingebüsst. Das Rad wurde mit neuen Radmuttern wieder montiert und so konnte die Fahrt in Richtung Stonehenge weitergehen. An Salisbury vorbei, erreichten wir am Nachmittag diese imposante Kultstätte. Sie wurde ca. 3000 vor Chr. errichtet, wobei bis heute Unklar ist, wie die Steine transportiert wurden, bzw. wie die oberen Steine hinaufgehievt wurden. Die interessante Geschichte rund um Stonehenge wäre zu lange, um hier näher darauf einzugehen, grundsätzlich aber ist diese Anlage exakt auf die Winter- bzw. Sommersonnenwende ausgerichtet. Von dort fuhren wir über das Landesinnere, teilweise über Singletrack Roads wieder zurück nach Brighton.
Am Tag vier der Reise, stand die Besichtigung Londons am Programm. Von Brighton aus sind es ca. 90 km bis ins Zentrum Londons. Es wurde absichtlich der Sonntag für diese Tour gewählt, da man annehmen kann, dass weniger Verkehr ist. Wir hatten wirklich Glück. Mit Hilfe des Navigationsgeschicks meiner Frau, fuhren wir, ohne sich zu „verkoffern“, bis ins tiefste Zentrum von London, zum Trafalgar Square. Das Ganze mit 11 Autos, ohne jemanden zu verlieren. Man muss sich in Erinnerung rufen, dass London mit seinen Vororten sieben Millionen Einwohner hat, das entspricht knapp der Einwohnerzahl von ganz Österreich. Nachdem wir eine geeignete Parkmöglichkeit gefunden hatten, standen ca. sechs Stunden Zeit zur Verfügung, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie Buckingham Palast, House of Parliament, Big Ben, Westminster Abbey, St. James Park, Tower of London usw. zu besuchen. Natürlich wurde auch eine Fahrt mit dem London Eye unternommen. Auf 135 Meter Höhe (entspricht ca. dem 45. Stockwerk eines Hauses), hat man einen wunderschönen Ausblick über London. Bei der Rückfahrt nach Southend on Sea, versuchten wir natürlich noch die richtige Straße in London zu finden, um mit dem Pucherl noch die Themse über die Tower Bridge zu überqueren – gefunden und ein Erlebnis.
Der Tag fünf begann um 4.00 Uhr in der Früh. Da der Rückflug für 9.40 Uhr angesetzt war, mussten wir bereits um 5.00 Uhr vom Hotel abreisen. Ca. 70 km Fahrt, Autos auf den Transporter verladen, zwei Stunden vorher einchecken – alles brauch Zeit und Reserven in dieser Situation einzubauen, kann nichts schaden. Zum Glück lief alles plangemäß. In Klagenfurt gelandet, wurde noch ein wenig über diese unvergesslichen fünf Tage geplaudert. Als Dankeschön für die Organisation an mich und Navigation an meine Frau, wurde uns von allen, eine Flasche Moet & Chandon überreicht – nochmals herzlichen Dank. Unsere nächste Reise ist gedanklich schon Evident – zu gegebener Zeit mehr darüber.

Albert Knes
 

 

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